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Epilepsiechirurgie

Epilepsiechirurgie: Moderne Bildgebung, operative Elektroenzephalografie und Navigation mit dem Laser im Kampf gegen Epilepsie

Epilepsie betrifft circa 1% der Weltbevölkerung, wobei sich die Prävalenz über keine spezifische Altersgruppe erstreckt und die Lebensqualität betroffener Patient:innen stark eingeschränkt ist. Trotz antiepileptischer Medikamente kann bei rund einem Drittel der betroffenen Personen keine Anfallsfreiheit erzielt werden. In solchen Fällen stellt die Epilepsiechirurgie eine Therapieoption dar, deren Erfolg in den vergangenen Jahren unbestritten nachgewiesen werden konnte.

Es bestehen enge, langjährige Kooperationen mit den Epilepsie-Monitoring Units der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde (Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ. Martha Feucht), der Universitätsklinik für Neurologie (Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ. Ekaterina Pataraia), der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin sowie dem Neurologischen Rehabilitationszentrum Rosenhügel.(Univ. Prof. Dipl. Ing. Dr. med. Christoph Baumgartner).
In Sinne der Interdisziplinarität werden in monatlich stattfindenden Konferenzen, Epilepsie-Chirurgie Board und Pädiatrisches Epilepsie Board, komplexe Fälle besprochen.

Eine eigene Fachambulanz für Epilepsiechirurgie ermöglicht des Weiteren eine hochspezialisierte Betreuung aller epilepsiechirurgischen Patient:innen, sowohl präoperativ als auch im langjährigen Follow-Up.

In der invasiven Diagnostik kommen bei der Behandlung von Epilepsie-Patient:innen Implantationen von Subduralelektroden sowie stereotaktisch und navigationsgeführten Tiefenelektroden zur Anwendung. Therapeutische Verfahren umfassen resektive Standardtechniken, Wachoperationen, multilobäre Diskonnektionen, Hemisphärotomie, Callosotomie, Vagus-Nerv-Stimulator-Implantation und die tiefe Hirnstimulation.

Das Ziel der Epilepsiechirurgie ist grundsätzlich die postoperative Anfallsfreiheit, ohne dass dabei nichtakzeptable neurologische Defizite auftreten.

©Stefan Wolfsberger
Robotergestützte Implantation von Tiefenelektroden

Die Universitätsklinik für Neurochirurgie der MedUni Wien ist auf invasive-zerebrale Epilepsieabklärung (Elektroden-Implantationen) spezialisiert, um auch Patient:innen mit komplexen Krankheitsverläufen eine adäquate Abklärung und Therapie anbieten zu können. Zur Behandlung von medikamentös therapieresistenten Epilepsien wurden auch Vagusnervstimulatoren implantiert.

Ein wichtiger Aspekt der Epilepsiechirurgie ist die Planung und Platzierung von Elektroden für das invasive EEG-Monitoring.

Durch laufende Optimierung der multimodalen Bildgebung und der eigenen Entwicklung einer navigationsgeführten Tiefenelektrodenplazierungstechnik (Dorfer et al., Neurosurgery 2014:  Frameless Stereotactic Drilling for Placement of Depth Electrodes in Refractory Epilepsy: Operative Technique and Initial Experience) werden vermehrt Tiefenelektroden im Vergleich zu Subduralelektroden in der invasiven Diagnostik eingesetzt.

Die häufigsten Epilepsie-chirurgischen Eingriffe an unserer Klinik stellen zum einen Resektionen epileptogener Herde, wie zum Beispiel niedriggradiger Tumore (LEATS), oder fokale Dysplasien und zum anderen unterschiedliche Techniken der temporalen Resektion bei Temporallappenepilepsie dar.

Bei schweren pharmakoresistenten Verlaufsformen der mesialen Temporallappenepilepsie werden an unserer Klinik Amygdala-Hippokampektomien durchgeführt, sowie anatomische perithalamische Hemisphärektomien, ein Eingriff, der bis dato in Österreich nur an unserer Klinik angeboten werden kann.

Die Diskonnektion ist eine Abkoppelung der erkrankten, epileptogenen Gehirnarealen vom gesunden Gehirn, ohne diese zu entfernen. Durch dieses Verfahren werden die erkrankten Hirnareale elektrisch vom Rest des Gehirns isoliert.

Typisches Beispiel für diese nicht invasive OP-Technik ist die Weiterentwicklung der anatomischen Hemisphärektomie, d.h. die komplette Entfernung einer Gehirn-Hemisphäre, hin zur funktionellen Hemisphärotomie, d.h. das funktionelle Abtrennen einer Gehirnhälfte ohne Resektion einer Hemisphäre.

Bei der Neurostimulation schützen Schrittmacher Gehirnzellen vor Fehlentladungen.
Vier von zehn Betroffene haben im Anschluss seltener epileptische Anfälle.

Bei Epilepsie werden zwei Schrittmacherarten unterschieden.

  • Vagusnerv-Stimulation: Der Schrittmacher befindet sich auf einem Nerven außerhalb des Gehirns. Da der Nerv auch Fasern enthält, welche von peripher ins Gehirn verlaufen, kann der Schrittmacher Einfluss auf die Gehirnzellen nehmen.
  • Tiefe-Hirn-Stimulation: Der Schrittmacher befindet sich im Gehirn selbst. Dort nimmt er Einfluss auf Gehirnzellen.

Klinische Arbeitsgruppe für Epilepsiechirurgie

Leitung:
Univ.-Prof. Dr.med.univ. Karl Rössler

Stv. Leitung:
Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ. Christian Dorfer, MBA