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Hypophysenchirurgie

Hypophyse, die Schnittstelle zwischen dem endokrinen System und dem Nervensystem

Transkranielle Operationen von Hypophysenadenomen wurden schon Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt. Mit dem transsphenoidalen Zugang gelang 1907 dem österreichischen HNO-Chirurgen Hermann Schloffer die erste Entfernung eines Hypophysenadenoms. Der Einsatz des Operationsmikroskops und des Bildwandlers durch Jules Hardy 1963 waren weitere Fortschritte in der Chirurgie der Hypophysenadenome.

Aus Anlass des 100-jährigen Jubliäums der ersten transsphenoidalen Hypophysenoperation im Jahr 1907 veranstaltete die Wiener Universitätsklinik für Neurochirurgie 2007 das Meeting der International Society of Pituitary Surgeons (ISPS) im Alten AKH in Wien, an dem etwa 100 Hypophysenchirurg:innen aus aller Welt teilnahmen.

Hypophysenchirurgie - Innovationen in Operationstechnik und Visualisierung

Im Jahr 2002 wurde die endoskopische Hypophysenoperation an der Universitätsklinik für Neurochirurgie der MedUni Wien und AKH Wien eingeführt und löste die mikroskopische Technik praktisch vollständig ab. Seither wurden mehr als 700 Eingriffe rein endoskopisch, transnasal und transsphenoidal durchgeführt. Die anfänglich mononostralen Zugänge wurden durch binostrale und „extended“ Zugänge weiterentwickelt, um auch Läsionen im perisellären Bereich (supradiaphragmal, frontobasal, Clivus, etc.) rein endoskopisch entfernen zu können.

Durch diese Weiterentwicklungen (Instrumentarium und zunehmende Erfahrung mit der endoskopischen Operationstechnik) können nun mit sogenannten „extended approaches“ auch Läsionen in schwierig zu erreichenden Gebieten der Schädelbasisbereiche sicher und effizient operiert werden. Vor allem Pathologien im Bereich der Mittellinie von frontobasal, supradiaphragmal und clival können damit endoskopisch transnasal erreicht werden.

Die endoskopische Bildgebung hat sich seit 2002 ebenfalls deutlich verbessert: So steht seit 2019 ein hochauflösendes 3D-HD-Endoskop zur Verfügung, das den zuvor bestandenen Nachteil der Endoskopie – nämlich die ausschließlich zweidimensionale Sicht – aufhebt, die Orientierung verbessert und die endoskopischen Eingriffe noch sicherer macht.

Eine weitere Verbesserung konnte durch die Weiterentwicklung der Bildgebung in Kooperation mit der Klinischen Abteilung für Neuroradiologie und Muskuloskeletale Radiologie der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin erzielt werden: Mit dem MR-Hypophysenprotokoll stehen nun, für die intraoperative Neuronavigation von endoskopischen transsphenoidalen Eingriffen, spezielle Bildsequenzen in hoher Auflösung zur Verfügung.

Zum Training und zur OP-Planung wurde 2004 in Zusammenarbeit mit der TU-Wien und dem Zentrum für Virtuelle Realtität und Visualisierung (VRVis) ein Simulator für die transsphenoidale endoskopische Hypophysenchirurgie (STEPS) entwickelt. Damit kann die individuelle Patient:innenanatomie in endoskopisch verzerrter Sicht präoperativ dargestellt und in Variationen antizipiert werden. Die Weiterentwicklung dieses Simulators erfolgte einerseits in Wien über eine Navigationsanbindung intraoperativ, sowie anderseits in Montreal, Kanada, über ein Endoskopmodul im Simulator NeuroTouch®.

Klinische Arbeitsgruppe für Hypophysenchirurgie

Leitung:
Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ. Christian Matula

Stv. Leitung:
Priv.-Doz. Dr.med.univ. et scient.med. Matthias Millesi