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Vaskuläre/Endovaskuläre Neurochirurgie

Die vaskuläre Neurochirurgie umfasst die endovaskuläre Kathetertechnik, offene mikrochirurgische Verfahren, sowie die Kombination beider Methoden zur Behandlung von Gefäßmissbildungen im Gehirn

© Maniki_rus/Shutterstock.com

Die vaskuläre und endovaskuläre Neurochirurgie befasst sich mit der Behandlung von Gefäßerkrankungen des Zentralnervensystems und seiner zuführenden Arterien. Die meisten Eingriffe werden zur Behandlung blutungsbereiter Gefäßerkrankungen des Gehirns durchgeführt, wie Aneurysmen, Angiome und durale arteriovenöse Fisteln. Für die Therapie dieser Erkrankungen steht ein multimodales Behandlungskonzept unterstützt durch hochentwickelte mikrochirurgische und neurointerventionelle Techniken zur Verfügung, in dem Mikrochirurgie, endovaskuläre Therapie und Neuroradiochirurgie mittels Gamma Knife aufeinander abgestimmt werden.

Therapiekonzepte und -strategien für zahlreiche, an unserer Klinik behandelte Zerebrovaskuläre Neurochirurgische Gefäßerkrankungen,  werden im Rahmen der interdisziplinären Konferenz, Vascular Board, präsentiert und besprochen.

Eine eigene Fachambulanz für neurochirurgische vaskuläre und endovaskuläre Erkrankungen ermöglicht prä- und postoperativ eine kompetente Betreuung unserer Patient:innen.

Die Behandlung zerebraler Aneurysmen durch chirurgische Schädelöffnung, eine sog. Kraniotomie, und anschließenden vollständigen und permanenten Verschluss des Aneurysmahalses mit einem Metall-Clip wird seit 1937 durchgeführt.

Die Mikrochirurgische Klippung zerebraler Aneurysmen ist durch die Anwendung moderner intraoperativer bildgebender Verfahren (vor und nach Aneurysmaverschluss) wie z.B. die Intraoperative Angiographie, Indocyaningrün (ICG) Videoangiographie und 3D-Endoskopie, sowie Fortschritte in der präoperativen Diagnostik und in der Intensivmedizin weiter optimiert worden. Jede offene, elektive Gefäß-Operation wird mittels intraoperativem Neuromonitoring überwacht, um die Sicherheit des Eingriffs zu erhöhen. Diese medizinisch-technischen Fortschritte haben wesentlich dazu beigetragen, die mikrochirurgische Behandlung zerebraler Aneurysmen heutzutage sicher und relativ gefahrlos zu gestalten.

 ©Neurochirurgie

Die endovaskuläre Therapie zerebraler Aneurysmen wird seit 1983 an der Univ.Klinik für Neurochirurgie Wien durchgeführt. Der Zugang zum Aneurysma erfolgt nicht über eine chirurgische Schädelöffnung, sondern von „innen“ über das Gefäßsystem. Dazu wird die Leistenarterie punktiert und ein weiches Kunststoffröhrchen, ein sog. Katheter, unter Röntgendurchleuchtung bis in die hirnversorgenden Halsschlagadern hochgeführt. Aus dieser Position werden Gefäßfüllungen, sog. Angiographien, durchgeführt.

Die Angiographie ist eine Untersuchungsmethode, bei welcher unter Röntgendurchleuchtung ein Kontrastmittel durch einen Katheter in die hirnversorgenden Gefäße injiziert wird, wodurch gesunde und krankhaft veränderte Hirngefäße dargestellt werden können. Durch diesen Katheter wird ein dünnerer Katheter, der sog. Mikrokatheter, bis in das Aneurysma hochgeführt. Der Mikrokatheter transportiert Platinspiralen (Coils), welche im Aneurysma abgesetzt werden und die Blutgerinnung stimulieren. Durch Bildung eines Blutgerinnsels und spätere Vernarbung kommt es zu einem „biologischen“ Verschluss des Aneurysmas, wodurch zukünftige Aneurysmablutungen verhindert werden können.

Die endovaskuläre Therapie zerebraler Aneurysmen wurde durch Einführung der sog. Stenttechnologie erheblich erweitert, sodass nun zahlreiche Aneurysmen, die aufgrund ihrer breitbasigen Morphologie an sich für diese Technik früher ungeeignet waren, jetzt sicher durch stentgestützte Coil-Embolisation oder immer häufiger durch den Einsatz eines modernen flussmodifizierenden Stents („Flow Diverter“) alleine behandelt werden können. Um die Entstehung eines Blutgerinnsels innerhalb des Stents zu verhindern, müssen blutgerinnungshemmende Medikamente vor und nach der Behandlung eingenommen werden.

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Für die Behandlung sehr großer, sog. komplexer Aneurysmen stehen zusätzlich weitere Techniken zur Verfügung: In diesen schwierigen Fällen ist ein sicherer Aneurysmaverschluss oftmals nur durch Verschluss des Trägergefäßes unter Bypassschutz möglich.

Wenn also der Aneurysmaverschluss weder chirurgisch noch endovaskulär unter Erhalt des aneurysmatragenden Gefäßes möglich ist, kann das Aneurysma gemeinsam mit jenem Hirngefäß, aus welchem es sich entwickelt hat, verschlossen werden.
Vor diesem sog. „therapeutischen“ Gefäßverschluss müssen zahlreiche Maßnahmen getroffen werden, um Schlaganfälle und andere schwerwiegende neurologische Konsequenzen zu vermeiden. Deshalb wird vor dem therapeutischen Gefäßverschluss ein Bypass angelegt, um das Hirngewebe nach dem Gefäßverschluss ausreichend mit Blut zu versorgen.

​​​Neben der Behandlung blutungsbereiter zerebraler Gefäßerkrankungen kommt, vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung und rezenter technologischer Fortschritte, der Behandlung ischämischer zerebraler Gefäßerkrankungen, insbesondere der Schlaganfalltherapie immer größere Bedeutung zu.

Zur Behandlung von Schlaganfällen, verursacht durch einen Verschluss eines Hirngefäßes, stehen sowohl endovaskuläre (Thrombektomie) als auch mikrochirurgische Behandlungsoptionen zur Verfügung. Der Bypass steht zur Verbesserung der Hirndurchblutung in selektionierten Fällen zur Verfügung.

Klinische neuro/endovaskuläre Arbeitsgruppe

Leitung:
Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ. Gerhard Bavinzski

Stv. Leitung:
Ap.Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ. Arthur Hosmann, PhD

Mitarbeiter:
Dr.med.univ. Wei-Te Wang
Dr.med.univ. Dr.scient.med. Philippe Dodier
Mag. Dr.med.univ. Dorian Hirschmann
Dr.med.univ. Anna Cho
Dr.med.univ. Wolfgang Marik (Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin)
Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ. Wolfgang Serles (Universitätsklinik für Neurologie)